Skip to content

Fokus

Zukunft erproben – Die Rolle der Kulturellen und Ästhetischen Bildung

Kulturelle und ästhetische Bildung vermittelt Fähigkeiten, die sich weit über die Felder Kunst und Kultur hinaus anwenden lassen: Future Skills, wie sie für angehende Pädagoginnen und Pädagogen und nachfolgende Generationen in Zukunft unverzichtbar sind.

Welche Kompetenzen brauchen Kinder und Jugendliche, um sich in einer zunehmend komplexen Welt zu orientieren und diese aktiv mitzugestalten? Der Hochschultag 2024 der PHSG widmete sich unter dem Titel «Wir erproben die Zukunft» der Frage, wie die kulturelle und ästhetische Bildung dazu beiträgt, sogenannte Future Skills zu vermitteln.

Prof. Claudia Sturzenegger, Leiterin des Instituts Kulturelle und Ästhetische Bildung der PHSG, betonte die Bedeutung von kultureller und ästhetischer Bildung, die weit über die Beschäftigung mit Kunst und Kultur hinausgeht:

«Laut OECD Lernkompass 2030 kennt die Forschung nichts, das die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern in vergleichbarer Weise oder Dimension fördert wie Musik- und Kunstunterricht.»

Die persönliche Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur erhöhe die Aufmerksamkeit und damit die kognitiven Fähigkeiten, stellte sie mit Verweis auf wissenschaftliche Arbeiten fest.

Laut der deutschen Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung eröffnet die kulturelle und ästhetische Bildung die Chance, die Welt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten: Kinder und Jugendliche erlebten, dass es bereichernd sein könne, Gewohntes zu hinterfragen und ungewohnte Perspektiven einzunehmen, und dass es zu einer Frage verschiedene Antworten, für ein Problem unterschiedliche Lösungen geben könne.

Die kulturelle und ästhetische Bildung bietet darüber hinaus die Gelegenheit, sich in kreativen Prozessen mit lebensweltlichen Lerninhalten zu beschäftigen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt von Studierenden der Sekundarstufe I, die sich bei der Gestaltung eines rassismuskritischen Glossars mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzten.

In den verschiedenen Fachbereichen des Instituts Kulturelle und Ästhetische Bildung werden den Studierenden darüber hinaus Auftrittskompetenz, ein kritischer Umgang mit Bildern, der Wert eines Zusammengehörigkeitsgefühls, Kooperation und kreative Problemlösung vermittelt, um nur einige der Beispiele zu nennen, die Claudia Sturzenegger anführte.

Kulturelle Bildung ist kein abgeschlossener Zustand, sondern ein kontinuierlicher Prozess der Selbst- und Weltwahrnehmung. «Man ist nicht nach so und so vielen Musikstunden, Theaterbesuchen oder Ausstellungen kulturell gebildet und hat das dann ‹erledigt›», betonte Prof. Jérôme Zgraggen, Bereichsleiter Forschung & Entwicklung im Institut Kulturelle und Ästhetische Bildung, anlässlich des Hochschultages. Hier setzt die kulturelle und ästhetische Bildung an: Sie schafft Erfahrungsräume, in denen Irritationen bewusst genutzt werden, um Wahrnehmungs- und Denkprozesse anzuregen.

Ein Beispiel dafür ist das PHSG-Projekt «Kulturschaffende in Schulen», das Schulen mit Kunst- und Kulturschaffenden zusammenbringt. Unkonventionelle Herangehensweisen können dabei sowohl Lernende als auch Lehrpersonen herausfordern – und genau darin liegt das Potenzial.

«Irritationen haben die Macht, unser Denken auf eine neue Spur zu bringen.»

Gestaltungsprozesse könnten als Forschungsprozesse betrachtet werden, erklärte Jérôme Zgraggen mit Verweis auf den Wissenschaftsrat. Somit kann Lernen durch Gestaltung als forschendes Lernen verstanden werden.

Kreative Fächer wie die Musik ermöglichen es beispielsweise in der Improvisation, das spontane Reagieren auf ein Gegenüber oder eine Gruppe zu erfahren und zu üben. «Das Miteinander erleben, beteiligt werden, seine Rolle in einer Gruppe finden.» Als Beispiel diente das Video einer Gruppe Studierendender im Kurs Musikpraxis, die sich im Estrich des Hochschulgebäudes Hadwig behelfsmässige Instrumente suchen und gemeinsam musizieren.

Kulturelle und ästhetische Bildung vermittelt nicht nur Kompetenzen für kreative Berufe, sondern stärkt grundlegende Fähigkeiten, die in allen Lebensbereichen relevant sind: kritisches Denken, Empathie, Teamfähigkeit und die Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten. Diese Fähigkeiten sind für die Lehrpersonen von morgen essenziell. «Lehrpersonen gestalten aber nicht ‹nur› ihre eigene Welt, sondern im Laufe ihrer Karrieren auch die Leben zahlreicher Kinder und Jugendlicher», so Jérôme Zgraggen. Die PHSG trägt mit ihrer Lehrpersonenbildung dazu bei, dass angehende Pädagoginnen und Pädagogen sich dessen bewusstwerden und ihre Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, die eigene Kreativität als Schlüssel für die Zukunft zu begreifen.