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Berichtsjahr 2024

Forschung & Entwicklung

Der Leistungsbereich Forschung & Entwicklung an der PHSG nimmt praxisrelevante Fragen auf, sucht nach fundierten Erkenntnissen, welche direkt in die Ausbildung einfliessen, und entwickelt Lösungen für die Bildungspraxis. Dabei wird Praxisrelevanz durch verschiedene Arten von Forschungs- und Entwicklungsprojekten und somit auf unterschiedliche Art und Weise bewirkt.

DEEP – Digital Education for Equity in Primary Schools

Der digitale Wandel birgt sowohl Chancen als auch Risiken für das Bildungswesen. Im nationalen Forschungskonsortium DEEP (Digital Education for Equity in Primary Schools) arbeiten sieben Hochschulen zusammen, um die Auswirkungen des digitalen Wandels auf die Schweizer Primarschulbildung zu untersuchen. Dabei liegt der Schwerpunkt unter anderem darauf, wie sich diese Veränderungen auf Lernumgebungen, Bildungsgerechtigkeit und die Rolle der Lehrperson auswirken. Unterstützt werden die im Jahr 2024 gestarteten DEEP Forschungs- und Transferaktivitäten von der Jacobs Foundation. Die PHSG ist an fünf von sieben DEEP-Projekten beteiligt. Alle Projekte zeichnet aus, dass kontextbezogenes Wissen für einen gerechten und evidenzbasierten digitalen Wandel an Schweizer Primarschulen gewonnen wird und dieses Wissen nachhaltig durch Transferaktivitäten in der Bildungspraxis implementiert wird.

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Deutsch- und Mathematikkompetenzen am Ende der Volksschulzeit (DEMAKO)

Das Projekt «Deutsch- und Mathematikkompetenzen am Ender der Volksschulzeit» (DEMAKO) des Instituts Berufsbildung und des Instituts Pädagogische Psychologie untersuchte zum einen, inwiefern die Deutsch- und Mathematikkompetenzen von Jugendlichen im Kanton St.Gallen am Ende der Volksschulzeit ausreichen, um die Anforderungen auf der Sekundarstufe II zu bewältigen. Zum anderen wurde eruiert, ob sich die Kompetenzen der Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren verändert haben. Zur Bearbeitung dieser Erkenntnisinteressen wurden im Rahmen von vier Teilprojekten verschiedene empirische Hinweise gesammelt. So werden die Anforderungen in den Lehrplänen der Sekundarstufen I und II verglichen, Ergebnisse von PISA- und ÜGK-Erhebungen, Stellwerk-Tests sowie gymnasialen Aufnahmeprüfungen analysiert und Einschätzungen verschiedener Akteure aus dem Praxisfeld erhoben.

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Enabling Outdoor Teaching (EOT)

Das Projekt «Enabling Outdoor Teaching» befasst sich mit dem Lehr- und Lernansatz des Draussen Unterrichtens («outdoor-based teaching»). Dieser dient dazu, die Lernenden mit ihrer Lebenswelt stärker zu verbinden und versucht, das Lernen in und mit der Natur zu fördern. Insgesamt nahmen acht Pädagogische Hochschulen aus der Deutschschweiz und der Romandie am Projekt teil. In dessen Rahmen wurden Dozierende zur Vermittlung dieses Unterrichtsansatzes in der Ausbildung von Primarschullehrpersonen befragt und Studierende zu ihren Erfahrungen mit «Draussen Unterrichten» sowie zu Beginn und Ende des Studiums zu ihrer Haltung dazu. Aus dem Projekt entstehen drei wissenschaftliche Artikel und Praxisbeispiele für die Lehrpersonenausbildung. Es förderte zudem den fachlichen Austausch an Projekttagungen. Zusammen mit der Stiftung SILVIVA werden die Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

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Elternarbeit mit Schwerpunkt «Lernen im Kontext migrationsbedingter Mehrsprachigkeit»

Im Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Elternarbeit mit Schwerpunkt ‹Lernen im Kontext migrationsbedingter Mehrsprachigkeit›» werden Eltern mit Migrationshintergrund, Fachpersonen aus dem Bildungs- und Sozialbereich sowie Fachpersonen aus der Forschung eingebunden. Es werden Materialien entwickelt, mit denen Eltern dabei unterstützt werden können, ihre Kinder trotz sprachlicher Barrieren gut durch die Schulzeit zu begleiten. 2024 wurde eine Erhebung zum Unterstützungsbedarf von Eltern mit Migrationshintergrund in der Lernbegleitung ihrer Kinder durchgeführt, die aus einer schweizweiten quantitativen Umfrage (in 15 Sprachen) und Fokusgruppendiskussionen bestand. Die Einsichten, sowohl zu Barrieren und Herausforderungen als auch individuellen und kollektiven Handlungsstrategien und Ideen zur Verbesserung des bestehenden Angebots, bilden die Basis für die Materialentwicklung in den weiteren Projektphasen.

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Intervention zur Förderung adaptiver Planungskompetenz von angehenden Lehrpersonen (InterADAPT)

Das Projekt «Intervention zur Förderung adaptiver Planungskompetenz von angehenden Lehrpersonen» umfasst ein Seminarkonzept zur Förderung adaptiver Planungskompetenz, über welches angehende Lehrpersonen der Bodenseeregion (CH und DE) die Kompetenz erwerben, in einer heterogenen Gesellschaft alle Schülerinnen und Schüler im Unterricht lernwirksam zu erreichen. Zur Erfassung adaptiver Planungskompetenz wurde ein Vignettentest entwickelt und validiert, der sowohl die Erfassung von Planungswissen als auch dessen situationsspezifischer Anwendung beinhaltet. Zur Evaluation des Seminars wurde eine Interventionsstudie durchgeführt. Die Befunde zeigen einen signifikanten Interventionseffekt. Zudem konnte ein Zuwachs der reflexionsbezogenen Selbstwirksamkeit und der Überzeugungen zum Unterrichten in heterogenen Klassen bei den Studierenden festgestellt werden. Weitere Auswertungen hinsichtlich Kontrollgruppe und des qualitativen Datenmaterials stehen noch aus.

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Elterngespräche mit Unterstützung von interkulturellen Dolmetschenden in Kindertagesstätten

Für Kinder mit anderen Erstsprachen als der Lokalsprache bestehen im Bildungssystem Chancenungleichheiten. Die Teilnahme an Angeboten der frühkindlichen Bildung kann die Bildungschancen verbessern. Die Zusammenarbeit von neuzugewanderten Familien oder Familien mit nichtlokaler Erstsprache und pädagogischen Fachpersonen wird allerdings oft als Herausforderung wahrgenommen. Der Beizug von interkulturellen Dolmetschenden kann die Verständigung und Zusammenarbeit unterstützen. Im Rahmen der Kita-integrierten Deutschförderung in der Stadt Zürich können seit 2021 interkulturelle Dolmetschende für Elterngespräche hinzugezogen werden. Dies ist in Kitas aus finanziellen Gründen kaum Praxis. Im Projekt «Elterngespräche mit Unterstützung von interkulturellen Dolmetschenden in Kindertagesstätten» wird untersucht, wie sich die Gespräche hinsichtlich Struktur, Inhalt und Interaktion gestalten und inwiefern Kitas und Eltern vom Einbezug interkultureller Dolmetschenden profitieren können.

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Investigating the Spaces and Trajectories in Mathematics Learning (SaTiM)

Adaptive Lerntechnologien besitzen grosses Potenzial für die Unterstützung individueller Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern und die Erleichterung der Unterrichtsplanung für Lehrpersonen. Das Projekt «Investigating the Spaces and Trajectories in Mathematics Learning» zielt darauf ab, mit psychometrischen Methoden Erkenntnisse über Lernwege im Bereich linearer Funktionen zu gewinnen und darauf aufbauend ein präzises Diagnoseinstrument zu entwickeln. Dieses soll in eine Applikation für Lehrpersonen integriert und auf seine praktische Anwendbarkeit hin untersucht werden. In der ersten Phase des im September 2024 gestarteten SNF-Projekts lag der Fokus auf der Erstellung einer feingranularen Beschreibung von Kompetenzfacetten im Bereich linearer Funktionen. In einer iterativ angelegten Literatur- und Aufgabenanalyse wurden über 100 Facetten identifiziert, die im Weiteren validiert und zu einem netzwerkartigen Kompetenzmodell verknüpft werden sollen.

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Länderübergreifende inklusive Settings mit Videos entwickeln (LIMIVE)

Inklusive Unterrichtspraktiken werden in vielen Ländern zunehmend eingesetzt, aber ihr Potenzial wird noch lange nicht ausgeschöpft. Im Projekt «Länderübergreifende inklusive Settings mit Videos entwickeln» wurden länderübergreifende Videoclubs als vielversprechendes Instrument eingesetzt, um die Kompetenzen österreichischer und schweizerischer Lehrpersonen sowie Sonderpädagoginnen und -pädagogen bei der Wahrnehmung ihres eigenen Unterrichts zu verbessern. Die Videoclubs wurden aufgenommen und Häufigkeiten und Unterschiede bedeutsamer Merkmale inklusiven Unterrichts analysiert. Die Ergebnisse zeigten einen starken Fokus auf die Schülerinnen und Schüler sowie auf die Organisation des Unterrichts; Teamarbeit wurde überraschenderweise eher selten wahrgenommen. Zudem konnten die Überzeugungen der Beteiligten und Themen aus den Videoclubs kontrastiert werden. Insgesamt fanden sich viele Übereinstimmungen, was für die Wirkung der Weiterbildung günstig ist.

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SalaamTalk

Das Projekt «SalaamTalk» zielt darauf ab, den interkulturellen und interreligiösen Dialog zwischen Jugendlichen mit muslimischem und nicht-muslimischem Hintergrund in der Schweiz zu fördern. Durch direkte Begegnungen in Schulklassen und Austauschmöglichkeiten wird ein besseres Verständnis für unterschiedliche religiöse und kulturelle Perspektiven geschaffen. In mehreren Phasen – Vorbereitung, Pilot und Umsetzung – werden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren geschult und Dialogveranstaltungen in Schulen organisiert, bei denen muslimische Jugendliche ihre Erfahrungen teilen. Der Peer-Learning-Ansatz stärkt die Differenzkompetenz und fördert die Toleranz gegenüber religiöser Vielfalt. Das Projekt möchte eine langfristige positive Wirkung im Diskurs über plurale Weltsichten erzielen und eine respektvolle Gemeinschaft fördern sowie stereotype Vorstellungen dekonstruieren.

Innovationscheck «Musik Aktiv E-Learning»

Dieses Projekt zielt darauf ab, eine innovative Plattform zu entwickeln, die nahtlos in den Musikunterricht integriert werden kann. Es soll Lehrpersonen ermöglichen, individuelle Lernpfade zu erstellen, aktiv-entdeckendes Lernen zu unterstützen, die Dokumentation von Fortschritten zu fördern und Aufgaben auf unterschiedlichen Niveaus bereitzustellen. Dafür läuft ein Vorprojekt im Rahmen eines Innovationschecks mit dem Ziel, einen konzeptionellen Rahmen zu erarbeiten und elementare Fragen zu untersuchen. Das Vorprojekt wird bis Juni 2025 abgeschlossen.

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Von Wissen zu Performanz am Beispiel der Klassenführung im Sportunterricht (Wi-Pe-Sport)

Das SNF-Projekt «Von Wissen zu Performanz am Beispiel der Klassenführung im Sportunterricht» untersuchte die Entwicklung klassenführungsbezogener Performanz angehender Primarlehrpersonen im Fach Bewegung und Sport. In den vier Interventionsgruppen (IGs) absolvierten alle Untersuchungsteilnehmenden ein Praktikum. In IG2–4 wurden zudem Interventionen zur Verbesserung des Wissens, in IG3–4 zusätzliche Interventionen zur Verbesserung der situierten Wahrnehmung, Interpretation und Entscheidung (WIE) und in IG4 eine weitere Intervention zum gezielten Üben in der eigenen Praxis (inkl. Coaching und videobasiertes Feedback durch Dozierende) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Ein Praktikum allein bewirkte keinen Wissens-, WIE- oder Performanzzuwachs, die Intervention zur Verbesserung des Wissens steigerten nur das Wissen, die WIE-Intervention verbesserten lediglich die WIE und nur die Kombination aller drei Massnahmen – oder das gezielte Üben – führte zum Performanzzuwachs. Die Studie betont die Notwendigkeit von Ausbildungsarrangements, in welchen die eigene Praxis kriterienbezogen reflektiert und Massnahmen zur Verbesserung des Unterrichts abgeleitet werden.

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