Leistungsbereiche
Forschung & Entwicklung
Der Leistungsbereich Forschung & Entwicklung an der PHSG nimmt praxisrelevante Fragen auf, sucht nach fundierten Erkenntnissen und entwickelt Lösungen für die Bildungspraxis. Dabei wird Praxisrelevanz durch verschiedene Arten von Forschungs- und Entwicklungsprojekten und somit auf unterschiedliche Art und Weise bewirkt.
- In Projekten mit der Praxis wird die Bildungspraxis vor Ort unterstützt (z. B. Mentoringprogramme für Kinder mit Fluchterfahrungen). Zum Projekt Accompagna
- In Projekten für die Praxis werden Produkte entwickelt, die von Lehrpersonen und Schulen genutzt werden (z. B. Lehrmittel, digitale Tools, Lernfördersysteme). Zu den Lernfördersystemen
- In anwendungsorientierten Forschungsprojekten werden Wissen und neue Erkenntnisse für die Aus- und Weiterbildung generiert (z. B. SNF-Projekt zu Klassenassistenzen). Zum SNF-Projekt zu Klassenassistenzen
- In Projekten des Bildungsmonitorings entsteht Steuerungswissen für das Bildungssystem (z. B. PISA, ÜGK).
Die PHSG arbeitet in ihren Forschungs- und Entwicklungsprojekten eng mit Akteurinnen und Akteuren aus dem Praxisfeld zusammen. So leisten die Institute der PHSG einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung von Unterricht, Schulen und weiteren Bildungsinstitutionen.
Das Institut Bildung & Gesellschaft beschäftigt sich mit der Erforschung von Bildungs- und Lebenschancen, Chancengerechtigkeit sowie der Thematik der gesellschaftlichen Partizipation von Kindern und Jugendlichen in formellen und informellen Bildungssettings. Der Fokus richtet sich sowohl auf einen professionellen Umgang mit Diversität in der Schule als auch auf einen professionellen Kompetenzerwerb angehender Lehrpersonen in der Hochschule. Das Institut führt eigene Förderprojekte, Evaluationen und Grundlagenstudien durch.
«ACCOMPAGNA»
Im Jahr 2022 erhöhte sich die Anzahl teilnehmender Kinder und Studierender im Mentoring-Projekt «ACCOMPAGNA» deutlich: Rund 50 Studierende förderten im Herbstsemester 2022 neu zugewanderte Kinder in schulischen Belangen. Diese Zunahme ist u.a. auf eine neue Kooperation mit der Stadt St.Gallen (Dienststelle Schule und Musik) zurückzuführen. Im Rahmen von «ACCOMPAGNA@Stadt St.Gallen» werden die städtischen Schulen bei der Integration neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine durch Studierende der PHSG unterstützt und somit deren Bildungschancen erhöht.
Das Institut Fachdidaktik Naturwissenschaften erforscht praxisorientierte Fragen zur naturwissenschaftlichen und technologischen Bildung der Schülerinnen und Schüler und der Lehrpersonen sowie zum Schwerpunkt ausserschulisches und schulisches kontextorientiertes Lernen in den Naturwissenschaften. Zudem werden mehrere Entwicklungsprojekte durchgeführt sowie Beratungsaufträge zur Unterstützung der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen im Bereich MINT wahrgenommen.
Progress in Science Education (PriSE)
Das vom Institut Fachdidaktik Naturwissenschaften initiierte Open Access Journal Progress in Science Education (PriSE) ist seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2013 stetig gewachsen und konnte sich in der nationalen und internationalen Community der Naturwissenschaftsdidaktik sehr gut positionieren. Aufgrund erfolgreicher Kooperationen werden im PriSE seit 2020 jährlich Tagungsbände des DiNat Forums (Verband Fachdidaktik Naturwissenschaften Schweiz), des Netzwerktreffens BNE (Bildung für Nachhaltige Entwicklung) der Dozierenden und seit 2022 der Swiss Doctoral School of Science Education veröffentlicht. Damit verfolgt PriSE weiterhin das Ziel, sowohl etablierte Forschende als auch Nachwuchsforschende anzusprechen. Besonders hervorzuheben ist, dass neben Forschungsartikeln auch Praxisberichte und Bücherrezensionen in vier Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch) veröffentlicht werden können.
Verständnis und Umgang mit Fehlern
Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern gilt als ein wesentliches Kriterium von gutem Unterricht. Obwohl Fehler zur wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung gehören und auch eine Eigenschaft des wissenschaftlichen Wissens sind, wird den Fehlern im Natur- und Technik-Unterricht immer noch zu wenig Bedeutung beigemessen. Deswegen entstand das Projekt «Nature of Science – Verständnis und Umgang mit Fehlern von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I». Im Zentrum stehen die Untersuchung des Umgangs der Schülerinnen und Schüler mit Fehlern sowie deren Verständnis von Nature of Science (NOS) aus unterschiedlichen Perspektiven.
Das Institut Fachdidaktik Sprachen führt Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Weiterbildungsangebote zur Förderung der sprachlichen Bildung in der Schulsprache und den Fremdsprachen durch. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf der Mehrsprachigkeit, der Interkulturalität und Mobilität, auf den professionellen Kompetenzen für sprachliche Bildung, der Lehrmittelforschung und -entwicklung, der Kompetenzmessung der Bildungssprache sowie der Diversität, Inklusion und Chancengerechtigkeit.
Forschungsbefunde zum Sprachaustausch
Im Projekt Literatursynthese Sprachaustausch in der obligatorischen Schule & Sekundarstufe II (LiSa) werden Forschungsbefunde zum Sprachaustausch auf der Primarstufe und der Sekundarstufe I und II verglichen und synthetisiert. Diese Forschungsbefunde sind im Vergleich zur Tertiärstufe noch relativ rar und wurden vielfach nicht in peer-review Zeitschriften rezipiert. Die Literatursynthese kann als Ausgangspunkt für zukünftige Projekte dienen.
4-Akteuren-Netzwerk
Im Projekt QUATTRO, das in Zusammenarbeit mit der PH Graubünden durchgeführt wird, kooperieren vier Akteure miteinander: Lehrpersonen, Forschende, Studierende und Dozierende. Ziele sind die Weiterentwicklung des Fremdsprachenunterrichts und der Mehrsprachigkeitsdidaktik sowie die mehrfache Kompetenzentwicklung aller Beteiligten, um so auch neue PH-Nachwuchskräfte zu gewinnen und bestehende zu stärken. Auf Basis relevanter Themenfelder werden Materialien kollaborativ entwickelt, deren Einsatz beforscht und die Einsichten zu Gunsten der Lehrpersonenbildung festgehalten.
Im Institut Kompetenzdiagnostik liegt der Schwerpunkt auf der Messung und Förderung schulischer Kompetenzen mithilfe von standardisierten, meist computerbasierten Testverfahren. In verschiedenen Projekten findet Forschung mit Nähe zur Unterrichtsforschung und zu den Fachdidaktiken statt.
Erkenntnisse über Deutsch- und Mathematikkompetenzen
Das Projekt generiert empirische Hinweise zum Stand der Deutsch- und Mathematikkompetenzen der St.Galler Schülerinnen und Schüler am Ende der Volksschulzeit für die Bearbeitung eines Postulats im Kantonsrat. Dabei werden einerseits verfügbare Daten und Berichte zu den Kompetenzen aus den letzten Jahren reanalysiert und zusammengefasst, andererseits mithilfe von Befragungen und Interviews zusätzliche Erkenntnisse gewonnen. Die Umsetzung des Projekts erfolgt in Kooperation mit dem Institut Professionsforschung & Kompetenzentwicklung.
PISA 2022
PISA ist eine internationale Schulleistungsstudie, die alle drei Jahre im Auftrag der OECD die Kompetenzen von 15-Jährigen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften untersucht. Im Frühjahr 2022 nahmen ca. 6’000 Schülerinnen und Schüler in der Schweiz an der Haupterhebung des mittlerweile achten PISA-Zyklus’ teil. Das Team Bildungsmonitoring am Institut ist für die Durchführung und Datenaufbereitung von PISA in der Deutschschweiz zuständig und beteiligt sich an der nationalen Berichterstattung.
Das Institut Lehr-Lernforschung verbindet die Perspektiven der Lernenden und der Lehrenden in Forschungs- und Entwicklungsprojekten im Schwerpunkt «Frühe Bildung» sowie Kooperation und Selbstregulation. Untersucht wird, wie Lernprozesse den individuellen Lernvoraussetzungen der Kinder angepasst werden können und selbstreguliertes Lernen gefördert werden kann.
Frühe Sprachförderung
In der Studie «Frühe Sprachförderung: Internationale Forschungsbefunde und Bestandesaufnahme zur frühen Sprachförderung in der Schweiz» wurden Grundlagen zur Frage nach einer wirksamen Gestaltung der frühen Sprachförderung für Kinder von der Geburt bis im Alter von vier Jahren aufgearbeitet. Auf der Basis eines umfassenden narrativen Reviews und einer Bestandesaufnahme in den Kantonen wurden eine Typologie der Massnahmen zur frühen Sprachförderung und Empfehlungen entwickelt.
Klassenassistenzen
Die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt «Kooperative Praxis von Assistenzen und Lehrpersonen im Unterricht der Regelschule» wurden für den Wissenstransfer in die Praxis verdichtet und erweitert: Das Praxisheft enthält konkrete Hinweise für Assistenzen, Lehrpersonen, Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sowie Schulleitungen. Ziel ist es, Assistenzen so einzusetzen, dass sich die Lehrpersonen um herausfordernde Situationen und die Lernbegleitung kümmern können. Die Assistenz übernimmt spezifische und anleitbare Tätigkeiten.
Im Institut Professionsforschung & Kompetenzentwicklung werden in zwei Bereichen Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchgeführt. Der Bereich Professionsforschung befasst sich mit der Entwicklung professioneller Kompetenzen von Lehrpersonen und deren Wirkungen auf die Unterrichtsgestaltung sowie den Lehr-Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler. Der Bereich Berufsbildungsforschung beschäftigt sich mit den Lebenswelten junger Menschen und deren Übergängen ins Berufsleben sowie mit der technologiebasierten Kompetenzerfassung und der Weiterentwicklung der beruflichen Bildung.
Messung des kritischen Denkens
Das Projekt «Internationaler Vergleich des kritischen Denkens durch Leistungsbeurteilung (iPAL)» untersucht die Machbarkeit der Messung von kritischem Denken in einem internationalen Vergleich (Schweiz, USA, Deutschland und Kolumbien). Die Studie soll das kritische Denken von Hochschulstudierenden anhand des Lösens einer komplexen Aufgabe messen. Dabei wurde ein Szenario erarbeitet, das die Migrationspolitik des jeweiligen Landes berücksichtigt. Die Teilnehmenden werden aufgefordert, das komplexe Szenario zu beurteilen und darauf basierend Entscheidungen zu begründen. Die Erkenntnisse dienen zum einen dem Leistungsvergleich, zum anderen können die Aufgaben auch in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen eingesetzt werden.
Onlinebasierte Selbstlernangebote
Das Ziel des von swissuniversities unterstützten und zusammen mit der PH FHNW umgesetzten Projektes ist die Förderung des Wissenschaftsbezugs der Praxislehrpersonen. Dadurch soll die Qualität der berufspraktischen Ausbildung nachhaltig verbessert werden. Im Jahr 2022 haben dazu PH-Dozierende und Praxislehrpersonen gemeinsam Selbstlernangebote entwickelt, so dass sowohl eine hohe (fach-)didaktische Qualität als auch eine hohe Praxisrelevanz gewährleistet wird. Die onlinebasierten Selbstlernangebote werden der Öffentlichkeit voraussichtlich im Herbst 2023 zugänglich gemacht.
Wissenschaftskommunikation
Hightech-Geräte, Multimedia und interdisziplinär – das Berzelius-Projekt
Im Experiment stellt der Mensch der Natur Fragen. Sind diese durchdacht, können wir uns aufschlussreiche Antworten erhoffen. Zum Fragestellen bietet das Berzelius-Projekt Berufsmaturitäts- und Kantonsschulen (Sek II) um die 30 ausleihbare Hightech-Geräte an. Vom Digitalmikroskop über Flüssig- und Gaschromatographen bis hin zu diversen Spektrometern ist alles vorhanden, egal ob für Maturaarbeiten, Projektwochen oder einfach mal so. Darüber hinaus gibt es zu mehreren Geräten didaktisch durchdachte, interdisziplinäre Multimedia-Produktionen, die Aufbau, Bedienung und Hintergründe anschaulich und abwechslungsreich erklären. Daneben finden sich Exkurse zu Naturwissenschaft, Philosophie, Psychologie, Gesellschaft, Kunst und Literatur. Das Berzelius-Team bietet Lehrkräften Weiterbildungen für den Einsatz der Geräte im Unterricht an und ist regelmässig auf TecDays, Workshops und Konferenzen unterwegs.
Forschungsbericht 2020/21
Weitere Informationen zum Prorektorat Forschung & Entwicklung sind im digitalen Forschungsbericht zu finden.